Seit wann fährst du Rad und wie bist du zur ZRG gekommen? Ich fahre seit 1983 Rad, damals als Leichtathletikenthusiast aber nur nebenher 2-3x die Woche. Ernsthaft mit Rennteilnahmen dann ab 1989
Die ZRG lernte ich in der Gründungsphase durch ihre geistigen Väter kennen, als in Hamburg der Specialized Store eine Veranstaltung für ca. 20 Fahrer/-innen anbot, wo im Rahmen der deutschen Zwiftmeisterschaften die Teilnehmer/-innen unter lauter Anfeuerung vieler Zuschauer ihr bestes gaben und mit Silke Keil sogar eine Fahrerin aufs Podest fuhr. Stephan Picker, Kai Rapp, Daniel Schulz hatten dort alles  aufgebaut, organisiert und betreut und einfach einen tollen Job gemacht.
Ich denke auch, das diese Art der Veranstaltungen ein Riesenpotenzial haben.

Was machst du bei der ZRG? Ich „arbeite“ als Leader in der Powerhour und stelle auch gerne mein Wissen als Leistungsdiagnostiker und Trainer im Ausdauersportbereich zur Verfügung.

Was ist dein Lieblingsevent online/offline? Offline definitiv die grossen 3 Rundfahrten, auch selbst hat mir die Teilnahme an Rundfahrten immer am meisten Spass gebracht.
Online liebe ich die flachen, schnellen, brutalen Rennen, die oft auf dem Crit City Kurs ausgerichtet werden.

Wie oft trainierst du? Ich trainiere nahezu täglich und fahre ca 22-25.000 KM/Jahr.

Fährst du mehr Rolle oder mehr draußen? Ca. 50/50. ich geniesse die gute Planbarkeit von Rolleneinheiten und gleichzeitig geniesse ich die Geschwindigkeit und das Spüren der Elemente an der frischen Luft.

Zu welcher Art Fahrer zählst du dich? Draussen bin ich ein passabler Sprinter und guter Anfahrer, mir liegen Rennen, wo die Übersicht ein wichtiger Faktor ist. Gerade Rundstreckenrennen und Radrennen auf der Bahn sind da „mein Ding“.
Drinnen bin ich eher der reinrassige Sprinter für flache, schnelle Rennen.

Hast du sportliche Ziele für 2020 die du uns verraten möchtest, A+ Fahrer bist du ja bereits. Ich nehme regelmäßig an Mannschaftszeitfahren der WTRL-Serie teil, das ist mein Lieblingsevent Woche für Woche … Dort vorne dabei zu sein ist großartig.

Was würdest du im Radsport anders machen, hast du Visionen oder Ideen? Der BDR macht vieles gut und richtig, hat aber manchmal Probleme, sich rechtzeitig Hilfe von Leuten zu holen, die sich damit besser auskennen. Da sehe ich noch Potenzial.
Und bitte unbedingt eine höhere Wahrnehmung, Akzeptanz und Gleichberechtigung des Frauenradsports.
Ich selbst wünsche mir eine höhere gegenseitige Akzeptanz der „draussen- und drinnen-Fahrer“.
Draussen wünsche ich mir einfach weniger Aggression und mehr Verständnis der Autofahrer uns Radfahrern gegenüber.

Hast du etwas was du schon immer mal loswerden wolltest? Leute, trainiert mit Spass und Freude! Wer trainiert, um sich zu verbessern, was ja auch die Definition von Training ist, dem empfehle ich mit einem Trainer zu arbeiten, um effizient zu trainieren. Die Freude, wenn man seine selbstgesteckten Ziele erreicht, ist immer die Mühe wert.

 

Kommen wir von dir als Person zum Coach Heiko Lehmann.
Mit deiner Firma the perfect getaway betreust du in Hamburg zahlreiche Athleten:

Wie stehst du als Coach zum Training in digitalen Plattformen wie Zwift oder Rouvy? Unbedingt machen! Es gibt keine effizientere Art, die intensiven Intervalleinheiten zu absolvieren.
Rolleneinheiten sind exakt steuerbar, exakt durchführbar und exakt nachvollziehbar.
In eingeschränktem Maße kann man sogar renntaktische Dinge ausprobieren, verbessern und entwickeln.
Aber Radrennfahrer (nicht Rennradfahrer…) müssen unbedingt auch draußen trainieren, auch in Gruppen.
Radbeherrschung, das Verhalten im Feld, technische Dinge auf der Straße und vor allem im Gelände lernt man nur da.

Kannst du dir vorstellen in naher Zukunft Sportler zu betreuen die nur online Rennen fahren? Ja, das macht ja sogar Spass! Ich kann da ja sogar Athleten online begleiten…. ein Traum für jeden Trainer.

Welche Stärken muss ein erfolgreicher Online-Rennfahrer haben? Zunächst eine gute technische Ausstattung und stabiles Wlan. Da auf Zwift mehr Windschatten als draußen gegeben wird und man keinerlei Radbeherrschung braucht, ja sogar die Augen schließen könnte, braucht es vor allem Kraft. Viel Leistung im Flachen, bzw. viel Leistung pro Kilogramm im Bergigen sind der entscheidende Faktor. Taktik ist wichtig, spielt aber in Relation zum Verhältnis draußen eine untergeordnetere Rolle. Dazu braucht es für erfolgreiche Rennteilnahmen einen passablen bis guten Sprint, da selten Ausreisser durchkommen, wenn, dann eher in kleineren Gruppen…
Eine gute Vorbereitungsfähigkeit ist auch wirklich wichtig. Man sollte sich hinsichtlich Verpflegung, Kühlung, Zeitmanagement und auch Eigenmotivation gut organisieren können.

Hast du ein Training welches du zur Vorbereitung auf Zwift Rennen empfehlen kannst? Ja, fahr Rennen! Rennen lernt man am besten durch Rennen. Und mit der Zeit versteht man die spezielle Zwiftlogik und wird erfolgreicher.

Wie stehst du zu einer Deutschen Meisterschaft oder gar einer Weltmeisterschaft auf einer Online-Plattform? Super! Machen! Aber richtig einordnen! Es bleibt ein Indoorrennen und die/der Sieger und die Platzierten sind nicht automatisch auch draussen Weltklasse. Umgekehrt gilt das übrigens genauso. Viele Topfahrer werden erstmal abgehängt auf Zwift. Und das heisst eben nicht, das da alle schummeln… man muss das als neue Sportart begreifen. Es wird eine hohe Schnittmenge an Drinnen- wie Draussenfahrern geben, aber eben auch viele Spezialisten.

Stephan Picker

Über den Autor Stephan Picker

Seit 1990 im Radsport aktiv. Bis 2000 quer durch die Kategorien: MTB, Bahn, Strassenradsport danach nur noch im Strassenradsport. Ab Frühjahr 2015 zusätzlich Indoor Cycling.

Lieblingsrennen: Cyclassics Hamburg
Bevorzugtes Profil: 60-80km flach/wellig gerne mit Sprintankunft.
Jahresleistung: 15-18.000Km